Montag, 17. August 2015

Auf "Geben" programmiert

Die letzten Tage kommt immer mal wieder das Mangelgefühl hoch. Mal mehr, mal weniger... Gerade bezüglich Geld macht es sich extrem bemerkbar. Ein Thema, das ich schon sehr lange habe und bearbeite. Scheibchenweise... weil es so tief sitzt.

Gefühlt ist das Thema Geld und über Geld im Überfluss verfügen zu können mit das schwierigste Thema überhaupt. Das Mangelgefühl diesbezüglich wird seit hunderten von Jahren und über unzählige Generationen weitergegeben. Vererbt sozusagen. Und schauen wir zurück ist das nur allzu verständlich. Immer wieder gab es in der Menschheitsgeschichte Kriege, die Mangel erzeugten und wahrscheinlich schon alleine wegen Mangel erst angefangen wurden. Immer wieder und überall gab es Reiche, Adlige, die die Armen klein gehalten haben und unterdrückt haben. Überall gab es diese "kleinen Leute", die das mit sich haben machen lassen, weil sie glaubten, dass das Leben nun einmal so ist und es ihr Schicksal wäre. Die Überzeugungen und Glaubenssätze bezüglich Geld, und dass einem davon nie genug zur Verfügung zu stehen scheint, sitzen tief.

Genauso tief in meinem Herzen weiß ich aber, dass dieses Leben anders gedacht ist. Dass wir in Fülle leben können, in Leichtigkeit, dass wir uns nicht dafür anstrengen müssen, wenn wir nur glauben könnten, dass es so ist. Wenn wir nur alles aus dem Weg räumen, was dem entgegenwirkt. Und da gibt es ziemlich viel, was entgegenwirkt.

Was hab ich nicht schon alles in den hintersten Winkeln meiner Selbst gefunden an Überzeugungen, die gänzlich ungünstig waren, an Erlebnissen aus der Kindheit, die ich für die Wahrheit hielt.

  • Da war das Gefühl der Wertlosigkeit, von dem ich wohl nicht beschreiben muss, wie es sich auf Überfluss auswirkt. Wenn ich das Gefühl habe, keinen Wert zu haben, dann bekomme ich auch keinen "Wert" in Form von Geld.
  • Da war die Prägung, dass ich immer für die Bedürfnisse der anderen sorgen muss und es normal ist, dass wenig bis nichts dafür zurückkommt. Es ist schließlich meine Aufgabe.
  • Da waren Schuldgefühle, denn wenn einem etwas geschenkt wurde, dann musste man direkt etwas zurückschenken oder sich wenigstens den Wert notieren, dass man bei passender Gelegenheit nur ja etwas Vergleichbares zurückgeben konnte. Man will sich ja nicht nachsagen lassen, dass man knausrig ist. Geschenke verpflichten sozusagen... Empfangen verpflichtet zum Geben.
  • Da waren hinderliche Glaubenssätze wie:
    -Du musst hart arbeiten für das Geld.
    -Von nichts kommt nichts.
    -Wir haben nicht genug.
    -Ich tue zu wenig.
    -Ich tue nicht das Richtige.

All das habe ich mir nach und nach und manches immer wieder angeschaut. Und wenn ich bedenke, dass ich noch vor 4 Jahren von Existenzängsten geplagt und geschüttelt wurde, habe ich wirklich Fortschritte gemacht. Ich kann das Thema immer entspannter sehen und habe diesbezüglich große Erfolge zu verbuchen, was meine Einstellung und den Umgang mit Geld angeht.

Und dennoch war da öfter mal dieses flaue Gefühl im Magen, dass ich noch nicht so recht deuten konnte. Es kam immer wieder in regelmäßigen Abständen und ich wollte es nicht so recht da haben. Neulich wurde mir blitzartig bewusst, dass es sich dabei um das Mangelgefühl an sich handelt. Ein Gefühl, das bis dahin keinen Namen hatte. Der erste Impuls war wieder, es wegzuschieben, weil es sich so unangenehm anfühlte. Gott sei Dank wurde mir aber recht schnell klar, dass das zu nichts führt und das auch das Gefühl einfach nur Liebe und Annahme möchte, da sein will und endlich gefühlt werden will. Wie oft habe ich es schon weggeschoben, wie oft die Generationen vor mir. Niemand wollte dieses Gefühl zulassen. Keiner konnte es leiden. Es war an der Zeit, das zu ändern. Also setzte ich mich wie immer hin und gab mich ganz dem Gefühl hin, dem Mangel und der Enge und der Dunkelheit, die mit dem Mangel einhergingen. Ich ließ es einfach zu mit dem Wissen, dass mir dieses Gefühl nichts tun konnte. Und nach einiger Zeit verwandelte sich die Enge und Dunkelheit in Weite, wurde hell und frei und konnte endlich fließen. Es war eine Wohltat sich nicht mehr gegen dieses Gefühl zu wehren. War das Wehren doch immer so anstrengend. Ich genoss es, einfach ganz bewusst den Mangel zu spüren und ihm seine Berechtigung zu lassen. Es gibt ihn genauso wie die Fülle, sie sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Nur eine Seite alleine gibt es nicht.

Wieder ein Schritt in Richtung Überfluss. Das tat gut. Und heute wurde mir dann so richtig bewusst, wie sehr ich mich gegen das Empfangen wehre. Wie sehr ich auf "GEBEN" programmiert bin, weil ich es so lange musste. Es war ein Bild von einer Mauer, die ich um mich herum errichtet habe, um nur ja keine Geschenke an mich heranzulassen, denn alles, was ich bekam, war an Bedingungen geknüpft und verpflichtete mich, etwas zu geben und zwar viel mehr als ich bekam. Damit das nicht ständig passierte, wappnete ich mich mit dieser Mauer gegen das Empfangen. Mein inneres Kind war so erschöpft von all dem "Geben müssen", dass ihm nur noch diese Mauer einfiel, als Schutz für sich selbst. Es wollte nichts mehr bekommen, weil es nur um so mehr hätte wieder geben müssen und dazu hatte es keine Kraft mehr.

Wenn ich so zurückblicke, dann finde ich unzählige Situationen, in denen ich sehr viel gegeben habe und nur wenig zurück kam. Kam dann etwas zurück, dann vergaß ich alles, was ich schon gegeben hatte und fühlte mich sofort wieder in der Pflicht eine Gegenleistung zu erbringen. Ein ewiger Kreislauf, der ziemlich unzufrieden macht. Auf der einen Seite schon ganz normal für mich, dass ich das Beliefern anderer brauchte, damit ich mich "wohlfühlen" konnte, weil ich meine "Pflicht" getan hatte und auf der anderen Seite, war da immer diese innere Stimme, die sagte, dass das so nicht richtig ist.

Ich durfte heute feststellen, dass ich zum Empfangen gar nicht mehr so richtig in der Lage bin. Einfach etwas nehmen, danke sagen und mich freuen, dass ich es bekommen habe, ohne direkt im Kopf eine Notiz zu machen, dass ich mich bei Gelegenheit revanchieren muss. Einfach UNSCHULDIG empfangen, wie es kleine Kinder, die noch nicht geprägt wurden, können, ohne Schuld empfangen. Hilfe annehmen, schwach sein dürfen, sich einfach hinsetzen können und sich die Dinge zufließen lassen. Ganz entspannt und voller Freude. Und das Leben ist für meine Begriffe genau so angelegt. Alles fließt uns zu, wenn wir das Leben nur lassen. Es würde uns versorgen, wenn wir es zulassen würden.

Für mein inneres Kind habe ich die Engel um Hilfe gebeten und sie kamen direkt in Scharen, haben das kleine erschöpfte und ausgelaugte Wesen in ihre Mitte genommen und ihm ganz viel Energie zufließen lassen, haben schützend ihre Flügel um es gelegt. Sie haben angefangen, die Mauer einzureißen und den Zufluss wieder freizumachen. Der Prozess, wieder empfangen zu können, hat begonnen und ich weiß, dass ich es irgendwann wirklich wieder kann.

Wieder habe ich einige Aspekt erkannt, die mich noch von der Fülle abhalten. Der Tag wird kommen, an dem ich sie erleben darf. Dafür sorge ich! Wenn nicht ich, wer dann?

Ich sende euch Herzensgrüße
Anja


Nachtrag vom 17.08.2015 um 16:55:

Und noch etwas trifft mich gerade wie ein Hammerschlag. Es ist kein Wunder, dass ich so vielen Menschen begegne, die großzügig von mir nehmen. Muss mir das Leben doch unbedingt das präsentieren, was ich selbst nicht leben will. Es weißt mich auf den Aspekt hin, den ich so lange abgelehnt habe. Das Leben funktioniert perfekt. Unfassbar...
 

Foto: Anja Reiche