Er hatte seine Rechte abgegeben. An den Stiefvater mit Aufforderung von der eigenen Mutter, die das ebenfalls getan hatte. Er wollte nicht, hatte zu recht Zweifel, alles in ihm sträubte sich, doch sie gab ihm zu verstehen, dass es so sein musste. Und er tat es. Mit einem schrecklichen, mulmigen Gefühl, aber er tat es. Er war gerade vier Jahre alt.
Ab dem Moment hatte er nichts mehr zu wollen. Ab dem Moment konnten seine Bedürfnisse nur in Bezug auf andere existieren. Er musste es schaffen, dass sein Wollen und Handeln zum Vorteil von anderen war, er musste sich verkaufen, seine Bedürfnisse für andere attraktiv klingen lassen.
Ab da war er behindert. Kein Schritt ohne Erlaubnis. Handeln nur als Reaktion auf das Außen. Er durfte nur wollen, was die anderen ihm zudachten. Auf Gedeih und Verderb der Gunst der anderen ausgeliefert. Kein eigenes Selbst. Kein eigenes Leben. Keine Eigeninitiative. Eine leere Hülle, die funktioniert. Kraftlos. Entmachtet. Eine Spielfigur auf dem Spielfeld der anderen, die beliebig bewegt werden kann.
Er hatte kein Leben mehr, das er in die Hand nehmen konnte. Er hatte eingewilligt, dem Stiefvater zu dienen, nicht mehr Gott. Er hatte eingewilligt zu schweigen und alles mitzumachen. Er hatte an jenem Tag seine Seele verkauft.