Freitag, 8. August 2025

Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht

"Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht."

Ein Satz, der seit gestern unglaublich viel in mir bewegt. Ein Satz, der mich noch stabiler stehen lässt. Mitfühlen ja, sehen, anerkennen. Übernehmen, nein. Klar abgrenzend, gerade wenn ich merke und so deutlich spüre, dass mir jemand die Verantwortung für seine Gefühle geben will, dass da Erwartungen und Anforderungen sind, Schuldzuweisungen und auch aufrecht erhalten werden. Wenn ich den Schmerz so deutlich spüre, den ich berührt habe, für den ich aber nicht die Ursache bin.

"Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht weiter."

So musste ich diesen Satz in mir abwandeln, um die Wahrheit in Bezug auf meinen Vater auszudrücken. Da gab es einen Teil in mir, der dieses Tragenmüssen immer noch als seine Aufgabe sah und bei jedem gesunden Nein meiner Erwachsenen ein schlechtes Gewissen hatte, Schuldgefühle, Zweifel. "Wir können ihm doch mal eben gut tun. Es fällt uns doch so leicht," sagte dann die Kleine zu mir.

Dieser Ausdruck von Mitgefühl in dem Satz, dieses "Ja, ich sehe dich mit deinem Schmerz" an meinen Vater gerichtet, brachte ihr irgendwie die Möglichkeit dann Nein zu sagen. Warum auch immer, kann die Kleine jetzt tatsächlich den Schmerz des Vaters wahrnehmen UND ihn sein lassen. Da ist Ruhe, Klarheit und ein schlichtes Nein.

"Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht weiter." An dieser Stelle endet das alte Spiel, die falsche Verantwortung, das schlechte Gewissen wieder einmal mehr noch tiefer.

Ausatmen.
Aufatmen.
Erleichterung.
Wieder mehr Ordnung.
Wieder mehr Ent-wicklung.
Wieder mehr Ich.
Halleluja!