Freitag, 20. Mai 2022

Auf dem Weg in Teufels Küche oder der Urweiblichkeit auf der Spur?

Ich hab eine Scheißangst! Angst vor Verurteilung. Angst, mich in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Angst, dann mit allem alleine dazustehen. Verlassen, verstoßen, überfordert, geächtet. "Du bringst dich noch in Teufelsküche", dieser Satz ist immer wieder in meinem Kopf in den letzten Wochen, seit ich aufgebrochen bin.

Das Thema Urweiblichkeit ist so sehr präsent. Meine wahre Natur leben. Meine volle Kraft und Power. Es geht aber vor allem auch um Hingabe, um Weichheit, ums Empfangen. Nicht nur, dass ich mich immer mehr den Energien hingebe und sie durch mich fließen lasse, dass dadurch scheinbare Rituale und Transformation geschehen. Das kann ich handeln, damit kann ich mehr als gut sein. Die Schamanin eben. Kein Thema.

Es geht eben auch um die Hingabe an den Mann. Zur Urweiblichkeit gehört unausweichlich die Urmännlichkeit. Gefühlt wurden uns so viele Lügen erzählt über das Miteinander von Mann und Frau, über angebliche Rollen, über Sexualität, über Gefahren von Krankheiten und das immer währende Damoklesschwert "ungewollte Schwangerschaft" und Verhütung.

Ich hab mich vor Jahren schon einmal sehr intensiv mit dem Thema befasst und bin auf ganz andere Wahrheiten gestoßen. Was hab ich mir damals alles anhören müssen. Was wurde ich von Frauen angegangen und beschimpft. Geändert hat es an meiner Wahrheit nichts.

Nun ist das Thema wieder da. Seit Wochen arbeitet es in mir. Seit Wochen kommen Erinnerungen an schmerzhafte Situationen und Gefühle aus dem Kollektiv hoch, von mir aus früheren Leben. So oft war mir so schlecht, dass ich hätte kotzen können. Jetzt gerade wieder. Die Tränen laufen und ich weiß nicht, ob ich das alles wirklich durchstehe. Gleichzeitig weiß ich, dass ich da verdammt nochmal einen Auftrag habe und ich habe ihn angenommen. Sterben ist angesagt. Mal wieder.

"Der Mann" hat etwas für mich (für die Frau), das enorm wichtig ist. Ich will von ihm empfangen dürfen, seine Energien. Ich will die Symbiose zwischen Mann und Frau erfahren, diesen heiligen Schöpfungsakt, der so viel größer und mehr ist, als Nachwuchs zu zeugen. Ich spreche von einem energetischen Schöpfungsakt, von der Magie, die möglich ist, wenn sich beide in ihrer Kraft und Bewusstheit, in Reinheit und ihrer wahren Natur begegnen und verbinden.

Ich weiß um die mystische Hochzeit. Ich weiß um die Verschmelzung der weiblichen und männlichen Energie in mir, kenne die Kraft der beiden Schlangen (männlich und weiblich), die sich umeinander winden und in mir die Wirbelsäule hochsteigen. Ich durfte es erleben. Diese Dehnung und Weitung. Das Eindringen. Das Aufsprengen. Das ist Magie pur. Zwischen Mann und Frau ist so viel mehr möglich, als uns erzählt wird.

Seit Anfang diesen Jahres habe ich unfassbare Einweihungen erlebt, die mir einfach so passiert sind. Aus dem Nichts war ich plötzlich mit all dem konfrontiert, hatte krasse Visionen und energetische Erlebnisse bis hin zum energetischen Sex – wohlgemerkt physisch alleine. Dass ich jetzt tatsächlich darüber schreibe, ringt mir alles ab und doch kann ich nicht anders. Es ist Teil der Reise, die ich nun mal angetreten habe und es ist an der Zeit, es auszusprechen.

Ich will die totale Hingabe an den Mann. Ich will durch all die Ängste und alten Themen hindurch in die Freiheit. Eins ist mir so klar wie noch nie - der Satz war einfach da: Ich führe die Frauen zurück in die Unschuld, in die Reinheit. Und ich bin eine derjenigen, die vorausgeht. Mir geht der Arsch auf Grundeis und doch gibt es keinen anderen Weg. Was das alles genau bedeutet, weiß ich noch nicht mal.

Mit so Vielem wurde uns Angst gemacht. Die Frauen haben Angst vor Männern, vor deren Kraft, die oft sofort Gewalt impliziert. Sie haben Angst vor den Samen. Sie haben Angst vor Krankheiten. Angst, als Hure gesehen zu werden, als leicht zu haben. Angst, sich der Leidenschaft hinzugeben, weil das gefährlich ist, weil man die Kontrolle verliert, weil Hingabe ins Verderben führt, weil ungewollte Dinge passieren.

Die Männer haben Angst, ihre Kraft zu leben, weil sie nicht als grob gelten wollen. Sie haben ebenfalls Angst, mit ihrem Samen in ungewollte Verantwortung gezwungen zu werden. Sie haben auch Angst vor Krankheiten, davor, dass sie überhaupt die Gefahr für die Frau sind, in welcher Form auch immer.

Hemmungen und Unterdrückung, Zügelung und Ängste auf beiden Seiten. Zwangs(wohn)gemeinschaften, weil die Gesellschaft sagt, dass es sich gehört, erstens monogam zu leben und zweitens mit dem Auserwählten dann auch unter einem Dach leben zu müssen. Zeit wird nicht mehr miteinander verbracht, wenn man Lust darauf hat, sondern es ist, den Umständen geschuldet, Pflicht. Exklusivrechte für Zärtlichkeiten und körperliche Nähe. Liebe, die nur für eine Person empfunden werden darf. Freiheit, Leichtigkeit, Hingabe, Leidenschaft, Natürlichkeit, sehen für meine Begriffe mal ganz anders aus.

Mein Herz sagt mir, dass es keine Ansteckung in dem Sinne gibt, somit auch keine ansteckenden Geschlechtskrankheiten. Es gibt körperliche Symptome. Keine Frage. Und die können heftig sein. Aber ich kann mir nichts "einfangen", was nicht auch etwas mit mir zu tun hat, was energetisch nicht eh schon da ist. In den letzten Jahren habe ich einfach am eigenen Leib zu viel erfahren und geforscht, als dass ich Ansteckung noch glauben kann. Auch „unheilbar“ erkenne ich nicht als Wahrheit an.

Mein Herz sagt mir weiterhin, dass die Frau, die sich ihrer wahren Natur bewusst ist, auch weiß, dass sie wählen kann, ob sie ein Kind empfängt. Mir ist bewusst, dass diese These eine steile ist und dennoch ist es meine Wahrheit. Schaut man sich Urvölker an und weit zurück in unsere Vergangenheit, ins Matriarchat, dann ist die These gar nicht mehr so steil, dann findet man sie sogar bestätigt. Meine Wahrheit ist weiterhin, dass Verhütung eine Illusion ist. Wie viele Kinder sind trotz der besten "Verhütung" zur Welt gekommen? Wie viele Kinder wurden nicht gezeugt, obwohl so gar nicht verhütet wurde? Und was ich am Wort "Verhütung" am allerschlimmsten finde, ist die implizierte Gefahr. Ich muss mich nur hüten und schützen, wenn es eine Gefahr gibt. Alles in mir schreit, dass hier eine Unwahrheit vorliegt.

Wir können für meine Begriffe wählen, auf welcher Ebene wir (er)zeugen, was wir zeugen. Eins ist mir auch klar geworden. Ich bin mit mir schwanger. Ich bringe mich ständig neu zur Welt. Das ist es, wofür ich hier bin. Meine Gebärmutter hat keinen anderen Auftrag, als heiliger Schöpfungsraum für mich zu sein. Sie ist dafür da, energetisch zu empfangen, mit Visionen schwanger zu gehen und diese im rechten Moment zur Welt zu bringen. Für nichts anderes ist sie angetreten.

Und natürlich sind da die Stimmen in meinem Kopf, die alten Programmierungen, die alten Erinnerungen aus vergangenen Zeiten, die mir erzählen, dass ich blauäugig bin, dass ich schon sehen werde, wo mich das hinführt, dass ich eben in Teufels Küche komme, dass ich auf die Schnauze falle, dass ich ins Verderben renne. Doch ich hab die Tür aufgestoßen. Ich habe die Wahl getroffen, mich diesem Forschungsfeld zu stellen. Ich will die Wahrheit über all das herausfinden, noch mehr ergründen, durchdringen, erfahren und auf die Erde bringen. Ich will erinnern. Mich erinnern an die wahre Urnatur. Ich wähle die Befreiung der Weiblichkeit und die Befreiung der Männlichkeit. Ich wähle den heiligen Schöpfungsakt zwischen Mann und Frau.

Das Ganze geht für meine Begriffe nur und ausschließlich intuitiv und das ist für mich die größte Herausforderung. Mich all diesem gefühlten Wissen hinzugeben und dem zu vertrauen, es in die letzte Zelle einsinken zu lassen und entsprechend meiner inneren Führung zu handeln. Was für eine Hausnummer.

Ich könnte mich dem Thema so leicht entziehen. Ich müsste das alles nicht tun. Ich könnte mir den Shitstorm sparen, das Verspottetwerden, die Verachtung, die Verurteilungen, die schrägen Blicke, die Empörung, die Häme, sollte ich irgendwann am Boden liegen. Ich könnte mir die "Gefahren" ersparen, könnte die Ängste vermeiden. Doch das war noch nie mein Weg. Ich habe den Ruf gehört und ich stelle mich. Ich habe Angst. Total. Und gehe durch. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Die Kehle ist eng. Die Tränen laufen. Ich möchte schreien.

Mit diesem Text bin ich einmal mehr nackt und angreifbar. Da stehe ich und spreche aus, was in mir vorgeht, spreche meine Wahrheit. Da stehe ich. Mal wieder. Weil ich nicht anders kann. Das bin ich gerade. Das ist da.

Ich wünsche mir den ehrlichen Dialog zwischen den Geschlechtern. Ich wünsche mir Offenheit, ehrliches Mitteilen. Ich wünsche mir gemeinsames Forschen und den Mut, alte Schubladen zu verlassen. Ich wünsche mir Natürlichkeit und heilige Heilung. Ich wünsche mir Neugier und Wahrhaftigkeit, Hinspüren, benennen, was wirklich da ist. Ich wünsche mir, dass jeder seine ganz eigene Natur findet und sich vollumfänglich erlaubt, sie zu leben. Wie immer das aussehen mag.


Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche