Beim Gedanken an mein Bankkonto bekomme ich kaum Luft, ein lähmendes Gefühl macht sich in mir breit und sofort verspüre ich Druck. Den Druck, dass ich dafür verantwortlich bin, dass mein Konto gut gefüllt ist, dass Einnahmen kommen. Den Druck wissen zu müssen, wie ich noch mehr Geld verdiene, einen Plan zu haben. Diese Verantwortung und diese Last fühlen sich falsch für mich an. So ist das Leben nicht gedacht, das spüre ich genau.
Ich trage die tiefe Sehnsucht in mir, mich dem Leben komplett hinzugeben, die Kontrolle abzugeben und mir von meiner Seele den Weg zeigen zu lassen. Den Weg in das versorgt sein. Ich möchte mich in die Arme meiner Seele fallen lassen und ihr nun endlich auch in dieser Hinsicht die Führung übergeben. Ich muss nicht wissen, auf welche Art ich versorgt werde, was es für mich im rechten Moment zu tun gilt. Ich muss es mir nicht mit meinem Verstand ausdenken, meine Seele kennt bereits die Antwort und sie wird sie mir zuflüstern, wenn ich endlich loslasse, mich hingebe und mich dem natürlichen Fluss überlasse.
Ich möchte mich noch tiefer mit dem Leben verwurzeln, noch tiefer in Mutter Erde Wurzeln schlagen, noch mehr vertrauen, wieder mal durch die Angst hindurch gehen, sie lieben und annehmen und damit wandeln. So oft habe ich diesen Prozess schon durchlebt und dennoch ist die Existenzangst für mich die allergrößte Herausforderung. Sicher sie ist nicht mehr so stark und bedrohlich wie noch vor ein paar Jahren. Damals war sie so heftig, dass ich manchmal einen ganzen Tag im Bett lag und nur noch weinte, obwohl ich Ersparnisse in Höhe von 10.000 EUR hatte. Die Angst hat im Laufe der Zeit an Schrecken verloren, habe ich sie doch immer wieder in Liebe angenommen.
Dass sie noch nicht ganz ausgeheilt war, war mir klar. Ich merkte, dass ich dieses Thema nur allzu gerne ausblendete und verdrängte, mein Konto als Feind sah, der mich dazu zwingen konnte, etwas zu tun, das ich nicht will, nur damit Geld reinkommt. Mein Konto hat über so viele Jahre die Rolle des Mächtigen übernommen, des Bestimmers und mich damit zum Opfer gemacht. Naja, ich hab mich selbst zum Opfer gemacht... Und dabei war es völlig egal, ob das Konto rote oder schwarze Zahlen aufwies, denn selbst wenn Geld vorhanden war, hatte ich sofort wieder Bedenken, ob ich es halten kann und die Befürchtung, dass es weniger wird.
Es war ein Leichtes mein Konto zu ignorieren, Kontoauszüge nicht anzuschauen und das ganze einfach auszublenden. Dass so was nicht auf ewig gut geht, ist auch klar. Denn alles, was wir ablehnen und ignorieren fordert über kurz oder lang unsere Aufmerksamkeit und Liebe und zwar immer vehementer, bis wir hinschauen MÜSSEN.
Das Konto, das vielleicht überzogen ist oder nahe an Null, ist nichts anderes wie ein Körperorgan, das krank ist. Es ist eine Schöpfung unserer selbst. Ich weiß noch genau, wie ich mich damals gefühlt habe, als mir gesagt wurde, dass meine Galle im Arsch ist. Verzeiht mir die Ausdrucksweise, aber so war es nun mal. Lange Zeit habe ich mich ihr ausgeliefert gefühlt, wie wenn ich Opfer ihrer Krankheit wäre. Sie fühlte sich an wie ein Fremdkörper in mir, ein Pulverfass, das ich nicht loswerden kann und das jeden Moment in die Luft gehen könnte. Ich habe es gehasst, diese Ohnmacht zu empfinden. Das Organ war mein Feind und lange versuchte ich die Krankheit zu bekämpfen. Irgendwann wurde mir dann schlagartig bewusst, dass ich meine Galle in diesen Zustand gebracht habe. Nicht ich war ihr Opfer, sondern sie war mein Opfer. Ich habe sie so zugerichtet, durch meine Art zu leben und zu denken, durch meine unterdrückten Gefühle, durch meine hinderlichen Überzeugungen. Sie hatte gar keine andere Chance als krank zu werden.
Als mir das damals klar wurde, habe ich bitterlich geweint, weil es mir so unendlich leid tat, meinem Körper das angetan zu haben. Tausend Mal habe ich mich bei meiner Galle entschuldigt. Ich hatte es einfach nicht besser gewusst.
Und nun ging es mir mit meinem Bankkonto lange ähnlich. Ich betrachtete es als Feind, mich als Opfer davon. Lange habe ich dagegen gekämpft oder versucht es zu ignorieren, mich an ihm vorbeizumogeln, in der Hoffnung, dass ich unentdeckt bleibe. Habe einfach nicht hingesehen. Zu groß war die Angst, dass mich der Kontostand zu etwas zwingen könnte, was ich nicht will. Diese Angst, dass ich etwas tun muss, was ich nicht will, ist eines der größten Themen in meinem Leben. Ich strebe mit jeder Zelle meines Körpers nach absoluter Freiheit. Freiheit ist meine Wahrheit!
Das Verdrängen und Ignorieren des Kontos ging nun einige Jahre so. Doch die Tage wurde mir schlagartig auch hier bewusst, dass nicht ich das Opfer des Kontos bin, sondern das Konto mein Opfer. Ich habe es krank gemacht mit meinen Gedanken, mit meinen hinderlichen Überzeugungen, mit dem dagegen kämpfen. Das Konto ist nichts anderes als ein Organ. Wir dürfen es lieben und verstehen, dass es nur so gut sein kann wie unsere Gedanken. Es spiegelt unser Inneres wider und es hat keinen Sinn das Konto dafür zu verfluchen, dass es nicht das macht, was wir gerne hätten. Es kann nur das machen, was wir mit unseren Gedanken und Empfindungen vorgeben.
Meine Entscheidung steht fest! Ich will diese Angst lieben und annehmen und da sein lassen. Ich will durch sie hindurchgehen in die Liebe und in die Freiheit, ins Vertrauen. Mir ist klar, dass es nicht um die Situation an sich geht, nicht ums Geld, um Aufträge, ums scheinbare Überleben. Es geht lediglich um die Emotion, die dadurch ausgelöst wird. Das ist etwas, was ich gelernt habe im Leben.
Ich entscheide mich dafür, mein Konto liebevoll in mein Leben zu integrieren. Es ist nicht mein Feind, es ist mein Freund und Spiegel meines Inneren. Ich liebe mein Konto und nutze sein wahres Wesen der Liebe, seine Natur, lebe mit ihm im Einklang wie ich es mit meinen Organen tue. Sie sind für mich da, dienen mir, ebenso wie mein Konto. Ich arbeite mit meinem Konto zusammen, wir sind ein Team! Ich bin entschlossen mein Konto zu heilen. Ich bin entschlossen hier meiner Seele die Führung zu übergeben und mich von ihrer Liebe leiten zu lassen.
Heute habe ich aufgehört gegen mein Konto zu kämpfen, ums Überleben zu kämpfen und das tut unendlich gut. Wir sind nicht hier, um kämpfen zu müssen. Mir zu erlauben, loszulassen und die Führung abzugeben, mir nicht mehr den Kopf zerbrechen zu müssen, wie ich denn nun Geld verdiene, nimmt mir gerade einen enormen Druck, einen Druck der absolut unnatürlich ist. Wir machen ihn uns nur allzu gerne, weil wir nicht glauben können, dass loslassen funktioniert und dass wirklich für uns gesorgt ist. Aber ich fühle es, tief in mir ist das meine Wahrheit und das spüre ich schon lange. Meine Seele kennt den Weg in die Fülle. Meine Seele weiß genau, wie ich mein Potential einsetzen und damit Geld verdienen kann. Meine Seele will nichts anderes als für mich zu sorgen und mir den Weg zu weisen. Ich muss sie nur lassen...
Foto: Anja Reiche |