Mittwoch, 28. Oktober 2015

Was mir hilft loszulassen oder Wege in die Freiheit

Ihr Lieben,

dieser Artikel ist irgendwie schon lange überfällig. Ich hatte ihn bereits in meinem Artikel "Loslassen will gelernt sein" angekündigt und ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.

War es im Juni noch so, dass mir loslassen in mancher Hinsicht noch eher schwer gefallen ist, kann ich heute sagen, dass ich in neuer Freiheit lebe. Egal, um welche Themen es sich dreht, ich bin ganz im Vertrauen, dass alles so kommt, wie es am besten für mich ist. Ich bin nicht mehr darauf angewiesen, dass mein Umfeld bestimmte Reaktionen oder Verhaltensweisen zeigt, brauche keine Anerkennung mehr von anderen, keine Liebe, denn ich liebe mich selbst bedingungslos. Ich habe mich aus allen scheinbaren Abhängigkeiten befreit (zumindest aus all jenen, die mir bis dahin bewusst waren) und fühle mich so reich, versorgt und frei wie noch nie. All das Müssen ist einem Können gewichen.

Wie ihr wisst, hat mich das Thema Geld auch sehr lange beschäftigt. Eins der größten Mysterien für mich. Aus meiner Sicht war Geld der größte und mächtigste Dämon, von dem ich mich gelöst habe. Was für eine Wohltat, auch hier endlich dem Leben zu vertrauen und eine neue Freiheit zu genießen. Loslassen ist mir in der Hinsicht am allerschwersten gefallen.

Nun habe ich mir immer wieder Gedanken gemacht, wie ich das alles angegangen bin und was mir geholfen hat, loszulassen. Ich möchte versuchen, das ein wenig zusammenzufassen.


1. Herausfinden, wo das Urvertrauen verloren ging
Ich denke, loslassen kann ich nur, wenn ich Vertrauen habe, dass mir nichts Schlimmes geschieht. Die meisten von uns haben dieses Urvertrauen in das Leben verloren und zwar schon ganz früh. Häufig geschieht es schon im Mutterleib, wenn das Baby all die Sorgen und Ängste der Mutter und des näheren Umfeldes wahrnimmt. Ungeborene haben schon ein volles Bewusstsein und sind sensibler als viele meinen. Das Baby ist aufs Engste mit der Mutter verbunden. Hat die Mutter Angst, bekommt das das Baby eins zu eins mit. Ich möchte behaupten, dass die wenigsten eine Mutter haben, die voller Vertrauen in das Leben war/ist. Die meisten von uns sind also schon mit einer ordentlichen Portion Angst, Skepsis, Misstrauen und Sorge auf die Welt gekommen, haben bei der Geburt schon viele hinderliche Überzeugungen der Mutter/der Eltern gespeichert.

-Das Leben ist hart.
-Dir wird nichts geschenkt.
-Im Leben muss man aufpassen.
-Traue niemandem.
-Man muss sich immerzu anstrengen.
-Ohne Fleiß kein Preis.
-Um Geld muss man sich ständig sorgen.
-Geld ist nie genug da.
-Man muss sich zusammenreißen und durchhalten.
etc.

Bei mir kam noch dazu, dass ich ganz früh im Mutterleib meinen Zwilling verloren habe. Das wurde mir Anfang des Jahres so richtig bewusst. Da war immer diese Ohnmacht, wenn z. B. mein Partner eine Entscheidung traf, die auch Auswirkungen auf mich hatte, ohne vorher mit mir zu sprechen. Dieser Ohnmacht bin ich auf den Grund gegangen und fand die Ursache in diesem Ereignis. Ich habe all den Schmerz von damals noch einmal durchlebt, dieses enorme Verlustgefühl, als ein mir so vertrautes Wesen, dessen Herzschlag ich immer spüren konnte, von jetzt auf gleich verschwunden war. Ein Wesen, das mir so nahe war, das bis dahin immer da war, war plötzlich weg und ich war allein, konnte nichts dagegen tun. Da hatte jemand eine Entscheidung getroffen, ohne das vorher mit mir abzusprechen. Auch das war ein Grund, weshalb mir das Urvertrauen abhanden kam.
Ende der Schwangerschaft, hat dann meine Mama ausversehen in die Steckdose gefasst und einen Stromschlag bekommen. Ich dann somit auch. Auch hier habe ich gelernt, dass man dem Leben nicht vertrauen kann und ich immer in Gefahr bin, dass jederzeit etwas Schlimmes passieren kann.

Später in meiner Kindheit hatten meine Eltern dann selten Zeit für mich und ich war mit vielem allein auf mich gestellt. Ich habe nicht erlebt, dass das Leben für mich sorgt. Vielmehr habe ich gelernt, dass ich selbst schauen muss, wie ich klarkomme und dass ich alleine dastehe. Und weitere hinderliche Glaubenssätze kamen hinzu:

-Du tust nicht genug.
-Du tust nicht das Richtige.
-Ich bin es nicht wert, dass man Zeit mit mir verbringt.
-Die Bedürfnisse der anderen sind wichtiger.
-Ich muss mich immer hinten anstellen.
-Ich darf mich nicht zu wichtig nehmen.
-Man kann nie alles haben, was man möchte.
-Schöne Momente und Genuss muss ich mir stehlen.
-Alles Schöne wird direkt bestraft.
-Alles Schöne hat immer eine Ende.
-Es gibt immer eine Macht, die über mir steht.
-Ich muss mich unterordnen.
-Ich bin dem Leben hilflos ausgeliefert.

Das alles hat mich geprägt und mein Urvertrauen bis in die Wurzeln erschüttert, denn von Freiheit und versorgt sein, von Fülle, Freude und Leichtigkeit war weit und breit nichts zu sehen. Alles, was wir vorgeburtlich und in Kindertagen erleben, prägt unsere Form der Realität. Das, was wir in der Zeit erfahren, ist für uns das Leben, das sehen wir als Wahrheit an. Und das erschafft fortan unsere weitere Realität.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele früher ganz ähnliche Erfahrungen gemacht und eine Fülle von hinderlichen Überzeugungen mitbekommen haben. Wenn man davon mal ausgeht, dann dürfte es klar sein, warum loslassen so schwer ist. Wer überlässt sich denn gerne einem Leben, das aus seiner Sicht so gefährlich und dunkel ist? Wer springt denn schon freiwillig und gerne mit Schwung ins Verderben? Loslassen geht nicht, wenn tausend Glaubenssätze dagegenwirken.


2. Hinderliche Überzeugungen wandeln
Wir haben diese Glaubenssätze über Jahre, oft Jahrzehnte, mit uns herumgetragen. Die Datenautobahnen im Hirn sind richtig gut ausgebaut, geteert, vierspurig und werden jeden Tag benutzt. Diese Überzeugungen von damals sind es, die heute unser Leben gestalten und Erlebnisse produzieren, die uns in den Überzeugungen bestätigen.

Wenn ich glaube, dass das Leben gefährlich ist und ich keinem trauen kann, dann wird mir das das Leben immer wieder beweisen. Unsere Gedanken erschaffen nun einmal unsere Erfahrungen und nicht umgekehrt. Ich werde mit dieser hinderlichen Überzeugung nicht plötzlich etwas Schönes erleben, das mir beweist, dass das Leben anders ist und ich neu denken darf. Nein! Ich darf erst neu denken und dann kommt das Schöne.

Ich darf also eine neue Wahl treffen. Ich darf mich entscheiden, wie sich das Leben in Zukunft zeigen soll.

Aus "Ich muss mich unterordnen" könnte ein "Ich stehe ich meinem Leben an erster Stelle" werden.
Aus "Man kann nie alles haben, was man möchte" könnte werden "Ich darf vom Leben das Allerbeste erwarten". Aus "Ich bin dem Leben hilflos ausgeliefert" könnte werden "Ich bin der Schöpfer meines Lebens und habe die volle Macht".

Fühle mal die Unterschiede von den jeweiligen Sätzen. Welcher Satz gibt dir Kraft? Welcher Satz raubt sie dir? Welcher Satz fühlt sich frei, hell und leicht an? Welcher eng, dunkel, voller Druck? Spürst du den Unterschied? Dein Körper und deine Gefühle sagen dir ganz genau, was für dich wahr ist, was deine Seele leben will, nach was sie strebt.

Finde einen neuen Satz, der tief aus dem Herzen kommt und bei dem dein Herz vor Freude jubiliert. Finde einen Satz, der dir so viel Kraft gibt, bei dem vielleicht die Tränen der Erleichterung aufsteigen. Finde einen Satz, der dich tief berührt, der sich frei und weit und leicht anfühlt.

Immer, wenn der alte Satz anfangen will zu wirken, mache es dir bewusst. Beobachte dich und schaue genau, in welchen Situationen diese alten, hinderlichen Überzeugungen greifen. Und dann trete einen Schritt zur Seite, nimm dich raus, sage STOP! und denke an den neuen Satz. Vielleicht magst du ihn dir auch aufschreiben. Ich habe jede neue Entscheidung, jeden neuen Glaubenssatz, den ich leben wollte, aufgeschrieben. Entweder auf einen Block oder auch in den Spiegel im Bad.

Du darfst nicht vergessen, dass du mit jedem neuen Satz einen neuen Weg in den Dschungel deiner Nervenverbindungen trampelst. Was vorher die vierspurige Autobahn war, ist nun ein einfacher Trampelpfad, der schnell wieder zuwuchert, wenn er nicht oft benutzt wird. Sei dir bewusst, dass das ganze ein Prozess ist und nicht von heute auf morgen der Schalter umgelegt wird. Sei also geduldig mit dir und mit dem Leben. Nach und nach wird eine Veränderung bemerkbar sein.

Hinderliche Überzeugungen sind ein riesen Hemmschuh, wenn es um Loslassen und Freiheit geht. Finde alle, die dich an einem schönen, leichten, freien, erfüllten Leben hindern und wandle sie um.

"Wir sind nicht geboren, um zu kämpfen. Wir sind nicht geboren, um ein Leben zu führen, das nur ab und zu ein paar Glücksmomente für uns bereithält. Wir sind nicht dazu geboren, uns fünf Tage die Woche mit unserer Arbeit zu quälen, um uns mit ein paar flüchtigen Augenblicken der Freude am Wochenende zufriedenzugeben. Wir sind nicht geboren, um auf Sparflamme zu leben und uns am Ende des Tages erschöpft zu fühlen. Wir sind nicht geboren, um uns Sorgen zu machen oder Angst zu haben. Wir sind nicht geboren, um zu leiden. Wir sind nicht geboren, um mit irgendetwas irgendwie unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir sind nicht geboren, um andere zufriedenzustellen, deren Erwartungen zu erfüllen oder uns möglichst gut anzupassen.

Worauf kommt es denn dann wirklich an in unserem Leben?

Wir sind dazu bestimmt, das Leben in seiner Fülle auszuschöpfen und alles zu haben, nach was sich unser Herz sehnt, nach dem wir aus tiefster Seele streben. Wir sind dazu bestimmt all unsere Fähigkeiten und Potentiale zu entdecken, auszuschöpfen und uns immer weiter zu entfalten, zu wachsen und uns jeden Tag neu zu entdecken. Wir sind hier, um ein Leben voller Freude, Erfüllung, Begeisterung, Gesundheit, Vitalität und Liebe zu leben. Wir sind hier, um Erfahrungen zu sammeln und um uns zu erinnern, wer wir wirklich sind!

Und von all dem, sind wir in jedem Moment nur einen Gedanken entfernt!!!" (frei nach „The Power“ von Rhonda Byrne)



Wenn ich glaube, dass das Leben gut ist und es gut mit mir meint, dann kann ich mich fallen lassen, dann kann ich loslassen!


3. Sich wieder tief in Mutter Erde und Vater Gott verankern
Was mir auch sehr geholfen hat, wieder zu meinem Urvertrauen zu finden, das eigentlich unser Geburtsrecht ist, war, mich gedanklich immer wieder mit Mutter Erde und Vater Gott zu verbinden. (Ich habe eine ganz eigene Definition von meinem Gott und die hat mit dem Gott, wie ihn die Kirche darstellt, nichts zu tun.)


Hierzu gibt es eine wunderbare Seelenbotschaft, die ich an anderer Stelle kürzlich schon mal geschrieben habe. Sie passt hier nochmal so gut rein und erklärt, was ich damit meine:


"Atme tief durch, lass dich fallen! Das Leben wird dich fangen und dir kann nichts geschehen, außer das größte Glück auf Erden. Vertraue, nicht deinen leiblichen Eltern, sondern dem Leben, dir, Mutter Erde, Vater Gott. Sie sind deine wahren Eltern und sie meinen es gut mit dir, sie wollen wirklich dein Bestes. Du hast einen Platz hier auf dieser Welt, eine Heimat, ein zu Hause, in dir! Schlage wieder Wurzeln, lasse sie gedanklich aus deinen Füßen tief in die Erde wachsen, spüre, wie viel Halt sie dir geben, wie sie dich versorgen, mit allem, was du brauchst. Fühle, wie sicher sie sind, wenn der Wind weht. Stelle dir vor, aus deinem Kopf wachsen Äste in den Himmel. Sie verbinden dich mit Gott, mit deinem höheren Selbst, mit all den Geistwesen und Engeln, die nur dafür da sind, dir zu helfen, dir deinen Weg zu weisen. Diese Wurzeln und diese Äste, sind deine wahre Verbindung zum Leben. Niemand kann dir diesen Halt, diese Verbindung, diese Heimat, diesen deinen Platz nehmen. Du bist hier erwünscht, du wirst hier gebraucht mit allem, was dich ausmacht, mit allen Wunden, mit allen Schwächen, mit allen Stärken. Du darfst hier alles sein, auch schwach. Du magst das noch nicht oft und von nicht sehr vielen gehört haben, aber du bist auch geliebt. Das Leben liebt dich, ich, deine Seele, liebe dich! Du bist hier her gekommen, um all diese negativen Erfahrungen zu machen und dich dann daraus zu befreien. Und du kannst das. Du hast dich für dieses Leben dazu entschieden. Es ist an der Zeit! Ich liebe dich und ich bin immer für dich da. Ich kenne den Weg. Vertraue mir, lass mich vorangehen und dir wird nichts geschehen. Ich führe dich in deine Größe!“


Zu wissen, dass meine Seele den Weg kennt, zu wissen, dass sie weiß, warum ich hier bin, dass sie mich führen wird, wenn ich sie nur lasse, dass ich dieser wundervollen Energie nur folgen muss, hat mir enorm geholfen, loszulassen. Ihr vertraue ich!


4. Sich der Angst stellen
Das Gegenteil von Vertrauen ist Angst. Ein Gefühl, das die wenigsten gerne fühlen wollen. Der Weg ins Vertrauen führte für mich durch die Angst hindurch und nicht außen herum. Ich habe mich dazu entschlossen, meiner Angst zu begegnen, sie fühlen zu wollen und mit ihr Freundschaft zu schließen. Ich bin ihr in vielen Meditationen immer wieder begegnet. Und alles, was sie wollte, war, dass sie endlich von mir anerkannt und angenommen wird. Sie wollte einfach nur geliebt werden. Deshalb kam sie so oft hoch, deshalb wurde sie immer eindringlicher. Sie wollte die Aufmerksamkeit und die Anerkennung, die ihr zustand. Die Angst ist ein Teil des Lebens. Sie ablehnen heißt, einen Teil des Lebens ablehnen und das ist unnatürlich. Wenn wir nur das Vertrauen fühlen wollen, ohne die Angst da haben zu wollen, die einfach nur die zweite Seite der gleichen Medaille ist, dann kann das nicht funktionieren und das Leben wird für Ausgleich sorgen. Die Angst wird sich so lange immer wieder bemerkbar machen, bis wir sie annehmen und fühlen wollen.

Das habe ich getan und bin ihr mutig begegnet. Immer und immer wieder. So lange, bis wir wirklich Freunde waren. In einer wunderbaren Meditation hat mich die Angst, die sich mir immer als Schlange zeigt, zum Adler des Vertrauens geführt und mich an ihn übergeben. Was war das ein ungewohntes Gefühl. Der Adler war mir suspekt und er sagte mir sofort, dass auch wir zwei wohl erst noch Freundschaft schließen müssen. Wer ist es denn schon gewöhnt, zu vertrauen? Ich war es nicht. Dem Adler des Vertrauens bin ich dann ebenfalls in vielen Meditationen immer wieder begegnet. Und das war nichts Großartiges. Ich bin einfach wieder und wieder in die Stille gegangen, habe den Adler des Vertrauens zu mir eingeladen und dann geschaut, was passiert. Es war wie im Kino. Ich habe einfach beobachtet, was sich auf der Leinwand zeigt. Immer wieder habe ich hingespürt, wie sich mein Verhältnis zum Vertrauen verändert und unsere Verbindung wurde immer fester, die Freundschaft immer tiefer.

Meine Angst war es, die mich zum Vertrauen geführt hat. Das solltet ihr nicht vergessen...


5. Das Wurzelchakra öffnen
Für mich war es eine Wohltat, mich mit den Chakren zu beschäftigen und diese in Meditationen wieder in ihren natürlichen Energiefluss zu bringen. Gerade das Wurzelchakra, in dem das Urvertrauen sitzt, war verschlossen und blockiert.

Ich bin immer wieder in Meditationen mit meiner Aufmerksamkeit in das Wurzelchakra gegangen und habe geschaut, was sich zeigt, was es blockiert, in welchem Zustand es gerade ist. Mit jedem Besuch wurde es weiter und kam wieder mehr in Fluss. In einer der letzten Meditationen, die ich mit dem Wurzelchakra gemacht habe, hat sich mein Adler des Vertrauens im Wurzelchakra niedergelassen. Ich spürte, wie er sich entlang der Wirbelsäule ausbreitete und aufrichtete. Dann breitete er seine Flügel aus und ich nahm wahr, dass seine Flügel gleichzeitig meine Flügel sind. Ohne Wurzeln keine Flügel. Ich habe also meine Wurzeln wiedergefunden und somit meine Flügel.
Nur wer vertraut, kann frei sein und abheben!

Mehr Informationen zu den Chakren findest du auf dieser wunderbaren Internetseite:
http://www.chakren.net/chakra/wurzelchakra/


6. Wir sind hier, um Erfahrungen zu machen - alles darf sein
Diese Einsicht hat mein Leben radikal verändert und war ein sehr großer Schritt in Richtung Freiheit und loslassen. Alles, was in unserem Leben passiert, wird von uns für gewöhnlich sehr schnell in gut und schlecht eingeteilt, in Schubladen sortiert. Ich habe mich von diesem gut und schlecht verabschiedet. Die Dinge sind einfach, sie sind im Kern neutral. Unsere Bewertung macht sie zu gut oder schlecht.

Als ich den Satz "Wir sind hier, um Erfahrungen zu machen" zum ersten Mal gelesen habe, hat mein Herz direkt Purzelbäume geschlagen und eine riesen Erleichterung durchströmte mich. Plötzlich ging es nicht mehr um bestimmte Ergebnisse, um bestimmte Ziele, sondern einfach nur noch um Erfahrungen und alles ist doch einfach nur eine Erfahrung. Ich habe einen Konflikt? Das ist weder gut noch schlecht. Es ist eine Möglichkeit, Erfahrungen zu machen. Wer bin ich im Verhältnis zu jemand anderem? Wer bin ich im Verhältnis zu einer bestimmten Meinung? Ein Plan geht schief? Eine wichtige Erfahrung. Ich habe etwas ausprobiert und nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. Dann probiere ich eben etwas anderes und mache damit neue Erfahrungen. Mein Partner belügt mich? Wichtige Erfahrung! Jetzt kann ich schauen, wie ich dazu beigetragen habe, dass das geschieht. Ich mache vielleicht die Erfahrung von Enttäuschung. Ich verliere meinen Job? Wichtige Erfahrung! Irgendetwas in mir, eine Überzeugung, ein abgelehntes Gefühl, ein abgelehnter Persönlichkeitsanteil haben dazu beitragen, dass es so kam. Irgendwie habe ich es erschaffen. Jetzt kann ich herausfinden wie und es ändern.

Meine Güte! Welche Freiheit, wenn ich endlich aufhöre, die Dinge zu bewerten und einfach so nehme wie sie sind. Es passiert, was passiert. Die Ursache liegt in mir. Die Frage ist, was nun? Was macht es mit mir? Wie habe ich es erschaffen? Will ich es nochmal erschaffen? Will ich es überhaupt ändern, oder ist es mir eigentlich ganz recht?

Eine Erfahrung ist eine Erfahrung. Punkt! Die Seele lechzt nach Erfahrungen. Sie will sich in den unterschiedlichsten Situationen erleben, will das unterschiedlichste fühlen. Davon lebt sie, daran wächst sie. Wieso sollte ich ihr diese Erfahrungen verweigern? Diese Erfahrungen sind am Ende das, was wir mit aus diesem Leben nehmen. Das ist das, was bleibt. Unsere Seele besteht quasi aus Erfahrungen, aus Gefühlen, aus Seinszuständen.

Diese Erfahrungen sind es, die uns zeigen, was in uns wirkt. Diese Erfahrungen machen im Außen sichtbar, was wir tief in uns glauben. Diese Erfahrungen sind es, die uns auf verdrängte Gefühle aufmerksam machen. Diese Erfahrungen sind es, die uns zeigen, welchen Aspekt vom Leben wir noch nicht haben wollen. Wie könnten wir sie da verurteilen? Sie sind ein Teil von uns, unser Werk! Ein riesen Geschenk!

Wut, Ohnmacht, Angst, Scham, Schuld, Kleinheit, Wertlosigkeit, faul sein, schwach sein, unordentlich sein, all das darf sein. Es kettet sich nur an mich und nimmt mir die Freiheit, wenn ich es nicht da haben will, wenn ich mich dagegen wehre. Wer sagt, dass all das schlecht ist? Nicht sein darf? Das gehört alles zum Leben dazu!!!

Wenn ich es unterlasse, immer bestimmte Ergebnisse erzielen zu wollen und nur ganz bestimmte Ereignisse als richtig einstufe, wenn ich einfach nur die Erfahrung an sich machen möchte, wenn ich erkenne, dass Erfahrungen ein Produkt unserer Selbst sind und damit ganz viel sichtbar machen, dann ist das ein großer Schritt in Richtung loslassen und Leichtigkeit. Mir persönlich tat der sehr gut.


♥♥♥


So sah mein Weg in die Freiheit aus, so konnte ich nach und nach loslassen. Heute fühle ich mich im wahrsten Sinne des Wortes getragen, getragen vom Fluss des Lebens. Das alles war ein Prozess über mehrere Jahre und es gab immer wieder Phasen, da hatte ich die Schnauze ziemlich voll. Wenn zum hundersten Mal die Angst wieder anklopfte oder ich die zweihundertste hinderliche Überzeugung gefunden habe. Manchmal dachte ich, das alles würde nie enden. Und dennoch war da diese Sehnsucht in mir nach einem leichten Leben. Da war dieses tiefe Wissen, dass es anders gehen musste, als schwer. Daran habe ich festgehalten. Habe meinem tiefsten Gefühl vertraut und bin ihm gefolgt, bin meiner Seele gefolgt. Sie kennt den Weg tatsächlich.

Mir tut es unheimlich gut, meine Seele vorausgehen zu lassen. Sie weiß alles, was für mich für dieses Leben wichtig ist. Sie beschafft mir in jedem Moment die Erfahrungen, die für mich am wichtigsten sind, die ich brauche, um zurück zu mir zu finden. Ich habe sie zum Anführer erklärt und lass mich von ihr zur immer nächsthöheren Version meiner selbst leiten.

Das ist für mich Freiheit! Einfach ich sein können und meinen wahren Kern zum Ausdruck bringen. Das Leben sich entwickeln lassen, das fließen lassen können, was gerade fließen möchte, das anschauen, was sich mir gerade zeigt. Voller Vertrauen, dass alles genau richtig für mich ist, in jedem Moment!

Herzensgrüße von mir
Anja

Ohne Wurzeln, keine Flügel
Foto: Anja Reiche