Oder frei nach Eckhart Tolle: Beziehungen sind nicht dazu da, um dich glücklich zu machen, sondern bewusster. Wenn du das akzeptiert hast, werden sie dir Erlösung bieten.
Bindungs- und Entwicklungstrauma zeigt sich nun mal nur in Beziehung. In der Reinszenierung der Entstehung. In der Berührung der Wunden, die damals in der Kindheit im Miteinander entstanden sind.
Tatsächlich muss im Erwachsenenleben nicht an der Beziehung an sich gearbeitet werden. An keiner Beziehung muss eigentlich gearbeitet werden. Nicht am Umgang miteinander. Nicht an den Konflikten. Überhaupt nicht. Es gilt in all dem, den Ursprung zu finden. Jeder bei sich. In sich.
Wenn beide sich in der Grundhaltung einig sind, eben dass es um Erlösung und Heilung vom Einzelnen geht, ergibt sich der Rest von alleine. Dem ordnet sich alles unter. Dann ist klar, dass es ein offenes, wohlwollendes Feld braucht, einen sicheren Raum, in dem sich die verletzten Teile zeigen können. Traumasensibel eben und 100% eigenverantwortlich. Unterstützend. Füreinander. Miteinander. Pro Entfaltung und Wachstum. Pro Authentizität und Wahrhaftigkeit.
Und dann geht es ums Beobachten. Was berührt der andere in mir? Was will gesehen werden? An was erinnert mich das Verhalten des Partners? Die Gestik? Die Mimik? Der Wortlaut? Die Situation mit ihm? Wie fühle ich mich? Welcher Anteil ist gerade aktiv? Was ist in mir gerade lebendig? Etc...
Wie oft hab ich mich in Beziehungen gefühlt, wie in einem Flashback in die Kindheit. Es schien so, als würde sich der emotionale Horror von damals eins zu eins wiederholen. Perfekt inszeniert und orchestriert vom Leben. So perfekt hätte ich mir das niemals ausdenken können. Da wird auch der letzte Fitzel an Wunde in mir berührt und gefunden. Nichts wird übersehen und ausgespart.
Was für ein Segen und gleichzeitig unglaublich anspruchsvoll und zeitweise wirklich herausfordernd, zum Haare raufen, vor allem mittendrin, wenn der Punkt noch nicht erwischt ist, die Wurzel noch nicht gefunden und gefühlt. Wenn da Wurschtel ist, Reibung und Verwirrung und Missverständnisse und sich das Ganze erst zuspitzt, damit es dann in die Erlösung eskalieren kann.
Hinterher weiß ich dann, warum alles genau so schräg sein musste. Währenddessen sehe ich das noch nicht. Nicht ansatzweise.
Die Einladung ist immer wieder die gleiche: Da bleiben, durchgehen, wach bleiben, hinschauen, ganz bei und mit mir sein, fühlforschen. Begegnung und Abstand mit dem Partner, wie es sich in jedem Moment stimmig anfühlt. Die Wogen, Wellen und Phasen nehmen, wie sie eben kommen.
Eins weiß ich, wissen wir: Die Erlösung ist gewiss. Wie auch immer sie sich entfaltet, sie wird sich entfalten. Was immer es dafür braucht, wird geschehen. Weil wir DA sind. Wach. Weil wir hinschauen. Weil wir sehen WOLLEN. Weil wir geschehen lassen können. Weil es um nichts anderes geht als um Erlösung.