Schwächt es dich oder stärkt es dich? Ich meine langfristig. Manche Erfahrungen/Situationen/Umstände scheinen auf den ersten Blick abstrus, anstrengend, herausfordernd und dennoch stärken sie auf längere Sicht.
Auch wenn es zwischendurch echt haarsträubend ist, so dienen sie dem Wachstum, der Erkenntnis, der Heilung, der Bewusstwerdung und ich kann immer wieder deutlich spüren, wie sie mich reifen lassen, meinen Blick schärfen, mich begreifen und verstehen lassen. Wie ich immer selbstbewusster, ganzer, voller, aufgerichteter, klarer und kraftvoller werde.
Ja, es gibt Umstände und Situationen, die sind insgesamt über kurz oder lang schlicht zu verlassen, wenn ich die Prämisse habe, ganz zu mir zu kommen, in meine Kraft, und dennoch wird es auch da erst möglich sein, wenn jede Erfahrung gemacht ist und die "Anziehung", das Bleibenwollen, das Wiederhingehen aufhört, "von alleine", nach dem alles erledigt ist, wenn ich wach darin da bin. (Also dieses „von alleine“ beinhaltet, dass die Lernaufgaben gemacht sind.😉) Dann verlasse ich genau genommen nicht wirklich Umstände und Situationen, sondern bin schlicht fertig mit der Erfahrung und die Umstände verlassen mich.
Die entscheidende Frage ist also: Bin ich in meinem Erleben wach und bewusst? Da, wo ich mich befinde? Bin ich tatsächlich da, wo ich mich befinde, bei meinen Gefühlen und dem, was wirklich geschieht oder bin ich in einer Geschichte und ignoriere mein echtes Fühlen und Empfinden?
Keine Erfahrung ist an sich verkehrt. Keine Erfahrung stärkt oder schwächt per se. Die Frage ist, ob ich darin ganz da bin, mich mitbekomme, für mich sorgen kann, mich selbst begleiten und halten. Das entscheidet darüber, ob sie mir dient oder mir schadet. Ob sie mich stärkt oder schwächt. Nicht die Erfahrung an sich, sondern wie ich darin da bin: mit mir oder ohne mich.
Es gibt aus meiner Sicht im übergeordneten Sinne keine sinnlosen Erfahrungen, keine überflüssigen, keine, die zu lange dauern oder nicht hätten sein sollen. Irdisch, menschlich bedeutet das halt dann entsprechend was, je nach Bewusstheit, je nach übergeordneter Wahl, je nach irdischer Wahl.
Das Leben bringt mich niemals in Schwierigkeiten. Es führt mich dahin, wo ich wachsen kann/könnte und hält mich so lange, bis der Prozess vollendet ist. Wie bin ich darin da? Führt mich gerade das kleine Ich und möchte kurzfristig ein gutes Gefühl, gelenkt von Absicht und Ergebnissen, von Angst, innerhalb einer Geschichte oder führt mich die höhere Weisheit? Was ist der Maßstab? Wachstum, Reflexion, Bewusstwerdung, Selbsterkenntnis, Reifung, Veränderung, Leben, langfristige Erstarkung? Oder Vermeidung, Kontrolle, Angst, Anhaftung, Behaltenwollen, Wegschauen, Ignorieren, Selbstbetrug, Überleben, Selbstgewalt?
Das beobachtende, präsente Bewusstsein, der Blickwinkel, die Haltung entscheiden darüber, was ich in der Erfahrung erfahre, ob sie mich bereichert oder auslaugt. Ob ich wachse oder verkümmere. Ob ich fühle oder leide. Ob ich mich selbstwirksam oder ohnmächtig erlebe, frei oder gefangen.
Und ich mag nochmal sagen, keine dieser Erfahrungen ist zu verurteilen. Kein Bewusstheitsgrad ist besser oder schlechter als der andere. Es ist. Unterschiedliche Blickwinkel, unterschiedliche Erfahrungen, gleich gültig. Ursache, Wirkung. Ausrichtung, Konsequenz.
