Mit uns ist alles im Raum, was sie nicht wollen, was sie nicht wahrhaben wollen, was sie nicht sehen wollen, was sie nicht fühlen wollen, was sie nicht anerkennen wollen. Weil wir bewusst damit da sind.
Auf einmal sind da Schmerz und Verletzlichkeit, Weichheit, Offenheit, Tiefe, Komplexität, Vielschichtigkeit, Nähe, Intimität, Ohnmacht, Endlichkeit, Schwäche, Wunden, Missbrauch, Blut, Hingabe, Annahme, Geschehenlassen, Kontrollverlust, Seinlassen, Einlassen, Trauer, Tod, Vergänglichkeit, Bedürfnisse, Brauchen, Hilflosigkeit, rohe Natur, Wildheit, das Unbezähmbare, das Anschmiegsame, das Sehende, das Sehnende, das Fühlende, Göttlichkeit, brennende, lodernde Herzen. Liebe. Trotz allem. In all dem. Mit all dem. Aus all dem. Durch all das. Liebe zu uns selbst und zum Leben. Zutiefst. Geschliffene Diamanten. Große, reine Wesen, deren Schatten zum Fundament ihrer Kraft geworden sind. Weil gesehen und durchleuchtet. Weil hingeschaut, nicht weggeschaut. Weil gefühlt und integriert, was scheinbar unaushaltbar war.
Sind wir da, bebt die Erde. Rüttelt es an den Grundfesten, bleibt nichts verborgen, nichts ungesehen, nichts unbemerkt. Das Innerste kommt in Wallung. Rollen fallen. Masken bröseln. Institutionen wanken. Verdrängtes kommt zum Vorschein. Abgelehntes steht mitten im Raum. Mit uns. Durch uns. In uns. Fassaden sind nicht aufrechtzuerhalten. Schubladen und Schablonen, Konzepte und Normen versagen, wenn wir als ganzer Mensch da sind, als menschlicher Mensch, berührbar und berührend, im Selbstkontakt und auch beim Gegenüber einen Menschen fordern. Status und Besitz zählen nicht, beeindrucken nicht, zeigen keine Wirkung. Menschlichkeit ist gefragt und nichts anderes. Wir lassen es nicht gelten.
Früher hab ich mich dafür falsch gemacht. War darauf bedacht, niemanden unangenehm zu berühren. Hab mich leicht gemacht. Unkompliziert. Hab geschwiegen. Die anderen reden lassen. Mich versucht anzupassen. Nicht zu stören. Die Begrenzungen und Verbote, die Tabus und Regeln aus Nöten als meine Begrenzung akzeptiert. Mich dafür verraten. Obwohl mir kotzschlecht dabei war.
Heute ist das anders. Ich bleibe bei mir und für mich da, unterbreche Gerede, das gefühllos und wesenlos ist, sage, was ich fühle und was mein Körper zurückmeldet, freundlich, aber bestimmt, klar und deutlich, ohne Abmilderung oder Beschönigung. Ich lächle nicht, wenn ich es nicht fühle. Ich nicke nicht, wenn es nicht meine Wahrheit ist. Ich lache nicht über Dinge, die ich nicht witzig finde. Lasse mich nicht blenden, verwirren oder ablenken. Bleibe am Punkt. Bei dem, was fühlbar da ist. Meine Reaktionen sind direkt und ehrlich. Meine Antworten auch.
Ich gebe meinen Raum und meine Zeit nicht mehr sinnlos her. Halte nicht aus und halte nicht durch. Halte nicht still und bin nicht mehr still, nur damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt, der meterlang und -breit am Boden schleift, bestehend aus dem, was nicht berührt werden darf.
Meine Verantwortung gilt mir. Eine andere übernehme ich nicht mehr. Ich umschiffe keine Wunden mehr. Ich erlaube mir, sie zu berühren, wenn das dadurch geschieht, dass ich in meiner Wahrheit existiere, mein Innenerleben teile, nach meinem Empfinden handle, reinen Impulsen nachgehe, ausspreche, was ich wahrnehme, aufrichtig Ja und Nein sage, bei mir bleibe. Radikal. Unter allen Umständen. Das ist meine Wahl. Das ist mein Wille. DA sein. Gekommen, um zu bleiben. Unverrückbar. Ich bin von mir selbst nicht mehr wegzubekommen. Ich bleibe mit mir da. GANZ.
Danke, Barbara, für dein DaSein, für uns. 🔥❤️🔥